Die Geschichte des Bezirksgerichtes Mittersill

Das Bezirksgericht in Mittersill hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern setzt mit seinem markanten Äußeren auch architektonische Akzente im Ortszentrum. Sein Bau ist vor allem durch die Fassadengliederung charakteristisch für ländliche Amtsgebäude aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und demonstriert den früheren Stellenwert Mittersills im Oberpinzgau als Gerichts- und Hauptort.

Zwar ist das Pfleggericht im Zuge der Neuorganisation des Gerichtswesens unter den Habsburgern 1850 zu einem Bezirksgericht umstrukturiert worden, damals war es aber noch im Schloss Mittersill angesiedelt. Erst 1883 ist das Bezirksgericht in das eigens dafür nach den Plänen des Tischler- und Baumeisters Ferdinand Ranggetiner erbaute Gebäude umgesiedelt worden.

Bezirksrichter haben im Mittersiller Bezirksgericht von 1850 weg bis 1939 gearbeitet, hernach Amtsgerichtsräte bis ins Jahr 1943 amtiert. In Summe handelt es sich um 16 Bezirksrichter und Amtsgerichtsräte. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs ist das Mittersiller Bezirksgericht an zwei Tagen der Woche unter die Betreuung eines Richters gefallen, der beim Bezirksgericht Zell am See gearbeitet hat. In Österreich ist es Ende April 1945 zur Auflösung des zivilen Gerichtswesens gekommen. Der Betrieb ist auch nach dem Beginn der amerikanischen Besetzung im Mai nicht wieder aufgenommen worden.

Im August 1945 hat die Wiedereröffnung des Oberlandesgerichts Linz stattgefunden. Dieses ist für alle von amerikanischen Truppen besetzten Gerichtsbezirke Salzburgs und Oberösterreichs zuständig gewesen. Als Außenstelle ist schließlich im September 1946 in Mittersill die Grundbuchabteilung eröffnet worden. Im darauffolgenden Jahr ist im August das Bezirksgericht Mittersill wiedereröffnet worden, damit verbunden ist auch die Wiederinbetriebnahme des Gefangenenhauses erfolgt.

Vorläufig hat der Bezirksrichter Dr. Rudolf Nemec amtiert, der das Gericht zwei Tage pro Woche betreut hat. Gemeinsam mit sechs weiteren Personen haben dort Justizinspektor Franz Polasek, der als Grundbuchführer eingesetzt worden ist, und Justizvollstreckungsassistent Johann Maier, welcher als Vollstrecker sowie Gefängnismeister gewirkt hat, gearbeitet.

Schon im August 1947, dem Monat der Wiedereröffnung also, sind über 100 Fälle zu bearbeiten gewesen, was deutlich aufzeigt, wie sehr eine solche Instanz im Oberpinzgau gefehlt hat.

Der erste Ausbau des Gebäudes ist während der Zeit, in welcher Landesgerichtsrat Dr. Friedrich Pölzleitner das Bezirksgericht Mittersill geleitet hat (1964-1976), in Angriff genommen worden. Eine Generalsanierung hat unter Dr. Chrstian Schenner (1976-1981) stattgefunden. Dessen Amt hat 1981 Dr. Hubert Seebacher übernommen. 2005 ist die Schließung des Bezirksgerichts Mittersill erfolgt.

Der Zuständigkeitsbereich des Mittersiller Gerichts hat sich von Krimml bis Niedernsill erstreckt, die dazugehörende familienrechtliche Abteilung sowie das Arbeitsgericht sind in Zell am See zu finden gewesen.

Das Bezirksgericht Mittersill hat sowohl baulich- symbolische und architektonische als auch historische Bedeutung für Mittersill. Daher steht das Gerichtsgebäude seit 2004 unter Denkmalschutz. 2021 wurde das Gebäude generalsaniert und umgebaut. Seit November 2021 fungiert das Haus als Energie- und Gesundheitszentrum für den Oberpinzgau.